Seine überzeugende Kombination aus Laufkultur, Temperament, moderatem
Kraftstoffverbrauch und Zuverlässigkeit harmonierte nicht nur prächtig mit dem Charakter
des Volkssportlers, sondern auch mit den Erwartungen seiner Käufer.
Der Capri S: ein Leistungssportler „frei von schillernder Zierde“
Als Ersatz für die bisherige GT-Variante kam im Mai 1976 der Ford Capri S neu ins Spiel,
laut Hersteller ein Leistungssportler mit der Vernunft eines Ford und frei von schillernder
Zierde, der mit seinem Dreiliter-V6 doppelt so teure Sechszylinder-Coupés provoziert:
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 8,9 Sekunden, Spitze 198 km/h. Wobei die Werte
selbst weniger beeindruckend sind als die Art, wie dieses großvolumige, aus dem Vollen
schöpfende Triebwerk seine Leistung produziert … Neue Styling-Elemente wie der markante
Frontspoiler und ein Beifahrer-Außenspiegel rundeten das Erscheinungsbild des Ford Capri
S ab – der nicht nur mit dem Drei-Liter-Top-Triebwerk zu haben war, sondern auch mit den
kleineren, 90 und 108 PS starken 2,0 l-V6-Motoren.
Ein Auto mit derartigem Charisma drängte sich für Spezial-Editionen und für das Tuning
geradezu auf – wovon auch reichlich Gebrauch gemacht wurde. So legte Ford 1975 zum
Beispiel die limitierte, von Ford Capri-Kennern kurz „JPS“ genannte Sonderserie „John
Player Special“ auf, die im Stil der damaligen Lotus Formel-1-Boliden ganz in Schwarz und
Gold gehalten war. Dass dazu jeder Käufer ein nummeriertes Zertifikat erhielt, trug ebenfalls
dazu bei, dieses Modell zum begehrten Sammlerobjekt zu machen.
Auch in den USA konnte sich der Ford Capri souverän behaupten
Auch auf dem US-Markt war der Capri seit der ersten Modell-Generation heimisch. Im
Revier seines amerikanischen Vetters Ford Mustang, wo das Tempo zwar limitiert, die
Möglichkeiten jedoch unbegrenzt sind, hatte sich der Capri souverän behauptet und war
hinter dem VW Käfer zeitweise zum zweitbesten Importmodell aufgestiegen. Womit die
zweite Ford Capri-Generation schwarz auf weiß nachweisen konnte, den Erfolg der ersten
Generation fortgesetzt zu haben. Aber auch das sollte nur die Zwischenetappe einer
Erfolgsgeschichte sein, der Capri „hatte noch nicht fertig“.
Bei aller Glorie ist es auch für Helden der motorisierten Fortbewegung irgendwann Zeit, die
Stube für einen Nachfolger besenrein zu fegen. Beim Ford Capri II war das 1976. Die
Produktion in den englischen Werken Halewood und Dagenham wurde eingestellt, gebaut
wurde der Volkssportler nur noch in den deutschen Werken Köln und Saarlouis/Saarland.
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Capri II ´78, später allgemein Capri III (1978 - 1986)
Die dritte Modell-Generation basierte auf der „Modular Aerodynamic“-Studie
Die dritte und letzte Modell-Generation des Ford Capri stellte sich im März 1978 der
Öffentlichkeit vor und reckte stolz eine neu gestaltete Bugpartie mit Halogen-
Doppelscheinwerfern und einen Fronthauben-Überhang mit integriertem Spoiler in den
Wind. Das war kein Imponiergehabe, sondern eine Maßnahme zur Verbesserung der
aerodynamischen Effizienz. Wie der Versperrungs-Lamellenkühlergrill war diese
Technologie von der Studie „Modular Aerodynamic“ mit „Droop-Snout“-Front abgeleitet
worden, die Ford als Vorboten des Capri III auf dem Genfer Automobilsalon 1976 präsentiert
hatte. Neu war auch die bis an die Radauschnitte herangeführte Stoßstange. Die wurde
noch immer so genannt, der elegantere Begriff „Stoßfänger“ war noch nicht gebräuchlich.
Mehr Sicherheit, mehr Fahrvergnügen und Servobremsen, die „solide Arbeit leisten“
Dem Chassis des Ford Capri III hatten sich die Ingenieure ebenfalls umfangreich gewidmet,
wie Ford Mitte 1977 in einer Pressemeldung mitteilte: Das Fahrwerk des Ford Capri, im
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Rennsport mit Erfolg erprobt, ist auf vitale Motorleistung und hohe Geschwindigkeiten
ausgelegt. Es besitzt eine Vorderachse aus Federbeinen, die durch Querlenker geführt und
einen Querstabilisator zusätzlich versteift ist. Die Führung der Hinterräder übernimmt eine
spur- und sturzkonstante Hinterachse, die bei allen Capri-Modellen neuerdings durch
Gasdruckstoßdämpfer optimiert ist. In Verbindung mit einem Querstabilisator ergibt sich
daraus ein deutlicher Zuwachs an Fahrsicherheit, Straßenlage und Kurvenstabilität.
Sämtliche Capri besitzen an der Vorderachse servounterstützte Scheibenbremsen, die beim
Verzögern solide Arbeit leisten …
Der 1,3-Liter-Basismotor fiel der sportlichen Akzentuierung des Ford Capri III zum Opfer.
Das gestraffte Motorenprogramm umfasste nun zwei 1,6-Liter-Reihenvierzylinder sowie drei
V6-Triebwerke mit 2,0, 2,3 und 3,0 Litern Hubraum und einem Leistungsspektrum von 68 bis
138 PS. Weitere Änderungen zum Modelljahr 1979 konzentrierten sich auf technischen
Feinschliff an der Antriebspalette, wobei die Zwei- und Drei-Liter-Sechszylinder auf mehr
Wirtschaftlichkeit und Leistung getrimmt wurden. So ließ sich die Zwei-Liter-Version bei
unveränderten 90 PS nun mit Normal- statt mit Superbenzin betanken, während der „Zwo-
Dreier“ mit nunmehr 114 PS (vorher: 108 PS) das damalige Reglement der Kfz-Versicherer
konsequent ausreizte. Auch der Drei-Liter hatte etwas vorzuweisen: Er machte die
19.607,53 DM teure Capri S-Version zu Deutschlands günstigstem Angebot im Klub der 200
km/h schnellen Automobile.
Im weiteren Verlauf des Jahres 1978 vergrößerte sich die Capri-Antriebspalette um einen
Zwei-Liter-Vierzylinder mit 101 PS, der sich durch besondere Kraftstoff-Askese auszeichnete
und zugleich mit seinem Temperament zu flotten Kurvenküren animierte.
Der 2,8 Injection: eine Entwicklung des Teams „Special Vehicle Engineering“
Ein wahrer Knaller reihte sich 1981 in die Sportlerriege ein: der Ford Capri 2,8 Injection. Es
handelte sich dabei um eine Entwicklung des Teams „Special Vehicle Engineering“. Der
„Injection“ ersetzte die Drei-Liter-Version und wurde von den Marketing-Experten als Erbe
des legendären 2600 RS positioniert.
Die motorische Umsetzung erfolgte über einen neuen 2,8-Liter-V6-Einspritzmotor, der dank
einer Leistung von strammen 160 PS in anspruchsvoller Dosierung Dynamik und
Fahrerlebnisse erzeugte. 210 km/h lautet die Tempoansage, die Beschleunigung aus dem
Stand auf 100 km/h erledigte der „Injection“ in gut acht Sekunden. Mit ihm konnte man sich
auf dem Sportfahrer-Parkett blicken lassen, zumal die gebotene Power von einem
modifizierten S-Fahrwerk mit verstärkten Querstabilisatoren, 205/60 VR 13-Breitbereifung
auf Leichtmetall-Siebenzöllern und Bremsdruck-Regelventil an der Hinterachse auch
sportgerecht inszeniert wurde. Auch Design- und Ausstattungsdetails wie ein betont
expressiver Spoilersatz, markante Zierstreifen und ein entsprechend akzentuiertes Interieur
ließen an dem bevorzugten Bewegungsprofil dieses Ford Capri keinen Zweifel aufkommen.
Der Ford Capri Turbo: bis zu 215 km/h schnell
„Einer geht noch“, mochten sich die Modellstrategen gedacht haben, als sie ebenfalls noch
1981 (Juli) den Ford Capri Turbo in einer limitierten Stückzahl von 200 Exemplaren aus der
Taufe hoben. Unter der Haube pumpte das per KKK-Turbolader auf 188 PS aufgeblasene
2,8-Liter-Herz des „Injection“, auf Wunsch war ein Sperrdifferenzial lieferbar. Von seinen
zahmeren Brüdern unterschied sich der „Turbo“ außerdem durch muskulöse 235-Millimeter-
Bereifung unter aerodynamisch geformten Kotflügelverbreiterungen sowie durch eine Frontund
Heckbeflügelung, die den Fahrtwind in die gewünschten Bahnen lenkte. Das Ergebnis
war schon in nüchternen Zahlen imponierend: Lediglich acht Sekunden vergingen vom
stehenden Start bis Tempo 100 km/h, bis zu 215 km/h war der Ford Capri Turbo schnell.
Im August 1981 wurde der 2,8 Injection „entlimitiert“ und ins reguläre Modellprogramm
aufgenommen, die Zwei- und Drei-Liter-V6-Varianten traten dafür in den Ruhestand. 1983
wurde das Antriebsprogramm noch einmal nachjustiert. Neues Einstiegsmodell in die Ford
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Capri-Welt war nun der 2,0 GT mit dem 101-PS-Vierzylindermotor, die goldene Mitte
markierte der 114 PS starke 2,3 S, an der Spitze thronte der „Ober-Capri“ 2,8 Injection. Drei
Jahre später, 1984, leiteten die Modelle Super GT und Super Injection dann das Ende der
Ford Capri-Ära ein.
Insgesamt wurden rund 1,9 Millionen Ford Capri-Exemplare produziert – ein überaus
erfolgreiches Kapitel deutscher und europäischer Automobilgeschichte. Einen wirklichen
Nachfolger erhielt der Ford Capri nicht.
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