12 Bremssystem
Inhalt
Prüfung und
Einstellung
ALLGEMEINES
Alle Ausführungen des Capri
II sind mit hydraulischen, selbstnachstellenden Bremsen versehen. Die
Vorderräder sind mit Scheibenbremsen, die Hinterräder mit Trommelbremsen
ausgestattet. Die Bremse wird über ein hängendes Pedal betätigt.
Die hydraulische
Zweikreisbremsanlage besteht aus zwei getrennten Bremskreisen für die
vorderen und hinteren Bremsen. Fällt ein Bremskreis aus, so hat dies
keine Wirkung auf den zweiten Bremskreis, und das Fahrzeug kann dann immer
noch mit Hilfe des unbeschädigten Bremskreises zum Stehen gebracht
werden.
Einige Fahrzeuge haben ein
Bremsdruck-Differenzventil, das bei Ausfall eines der beiden Bremskreise
eine Warnleuchte an der Instrumententafel einschaltet.
Die Bremssättel der
vorderen Scheibenbremsen sind jeweils hinter der Radachse montiert, um das
eindringen von Spritzwasser auf ein Mindestmaß zu verringern.
Alle Fahrzeuge mit 1,3 Ltr.
Motor werden mit 241,3 mm Ø großen Bremsscheiben vorn und mit 203,0 mm
Ø großen Bremstrommeln hinten bestückt. Die Bremsbestückung der
übrigen Fahrzeugausführungen, außer mit 3,0 Ltr. Motor, setzt sich aus
244,5 mm Ø großen Bremsscheiben vorn sowie 229,0 mm Ø großen
Bremstrommeln hinten zusammen. Fahrzeuge mit 3,0 Ltr. Motor haben 247,5 mm
Ø große Bremsscheiben vorn und 229,0 mm Ø große Bremstrommeln hinten.
Der zwischen beiden
Vordersitzen auf dem Bodenblech befindliche Handbremshebel ist über zwei
Seilzüge mit den Hinterrad-Bremsbacken verbunden. Diese werden
entsprechend der Abnützung bei Betätigung des Handbremshebels
automatisch nachgestellt.
Für Schweden hergestellte
Fahrzeuge werden mit Hinterradbremsen anderer Ausführung ausgerüstet.
Bei dieser Ausführung erfolgt die automatische Nachstellung der
Bremsbacken über das Bremspedal.
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Abb.1 Anordnung
der Bremsrohrleitungen
(Zweikreisbremsanlage mit Bremskraftverstärker)
(Rechtslenker) |
Um die zum Bremsen
erforderliche Pedalkraft zu vermindern, werden bestimmte Fahrzeuge mit
einem an der Stirnwand angeschraubten Unterdruck-Bremskraftverstärker
geliefert. Er wird vom Bremspedal mittels Druckstange betätigt und wirkt
dann unterstützend auf den Hauptzylinder.
Fällt der Bremskraft-Verstärker aus, kann die Bremsanlage immer noch
durch die mechanische Verbindung der Bremsdruckstange, allerdings dann mit
entsprechend erhöhter Pedalkraft, betätigt werden. Da viele Variationen
der Bremssysteme möglich sind, muss beim Auswechseln oder Überholen der
Bremsaggregate besonderes Augenmerk auf die Verwendung jeweils richtiger,
d.h. passender Teile gerichtet werden. Ein falscher Hauptzylinder wirkt
sich nachteilig auf die Pedalkraft aus, falsche Radbremszylinder bringen
die auf das Fahrzeug abgestimmte Bremskraftverteilung aus dem
Gleichgewicht.
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Abb.2 Anordnung
der Bremsrohrleitungen
(Zweikreisbremsanlage mit Bremskraftverstärker und
Differenzventil)
(Linkslenker) |
FUNKTIONSBESCHREIBUNG
Durch eine Betätigung des
Bremspedals wird der Kolben des Hauptzylinders in seiner mit
Bremsflüssigkeit gefüllten Bohrung verschoben. Da Bremsflüssigkeit
nicht komprimierbar ist, wird sie vom verschobenen Hauptzylinderkolben
durch die Bremsrohrleitungen verdrängt. Die Flüssigkeitsmenge wird im
Hauptzylinder zwischen dem vorderen und hinteren Bremskreis verteilt.
Die vorderen Bremsscheiben
werden gebremst, indem die Kolben im Bremssattel unter Einwirkung der
Druckflüssigkeit an die Bremsklötze gedrückt und diese wiederum an die
Bremsscheibe fest angepresst werden.
Die hydraulische Betätigung
der Hinterradbremsen erfolgt ebenfalls über die aus dem Hauptzylinder
verdrängte Bremsflüssigkeit, die die Kolben im Radbremszylinder und
damit die Bremsbacken nach außen drückt. Dadurch werden die Beläge der
Bremsbacken an die Bremstrommel angepresst.
Der Handbremsmechanismus
wirkt durch Seilzüge nur auf die Hinterräder. Beim Betätigen des
Handbremshebels wird der vordere in Fahrtrichtung verlaufende
Seilzug gespannt. Dies verursacht eine Schwenkbewegung des Zwischenhebels
der wiederum den Querseilzug mittels einer Führungsrolle unter Spannung
setzt. Dabei werden die Bremsbacken durch die kleinen Betätigungshebel
der Radbremszylinder an die Bremstrommeln gedrückt.
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Abb.3
Hauptzylinder für Zweikreisbremsanlage |
PRÜFUNG UND EINSTELLUNG
Folgende Punkte in
regelmäßigen Wartungsintervallen kontrollieren:
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12
001 Bremsflüssigkeitsstand
im Vorratsbehälter prüfen und ggf. nachfüllen |
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- Bereich um den Verschlussdeckel
des Vorratsbehälters reinigen.
- Verschlussdeckel abschrauben und
Stand der Bremsflüssigkeit prüfen, Abb.4.
Falls erforderlich, FORD-Bremsflüssigkeit nach Spezifikation
ESEA-M6C-1001A nachfüllen.
Darauf achten, dass der Flüssigkeitsspiegel stets über der
MIN-Strichlinie auf dem Vorratsbehälter liegt.
- Verschlussdeckel wieder
aufsetzen.
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Abb. 4
Bremsflüssigkeit - Vorratsbehälter
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12
002 Bremsleitungen auf Undichtigkeiten und
Scheuerstellen prüfen |
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- Sichtprüfung aller
Bremsrohrleitungen und Schläuche auf Undichtigkeiten und
Scheuerstellen durchführen.
Beschädigte Bremsrohrleitungen oder -schläuche, auch bei nur
vermuteten Schäden, sofort auswechseln.
Bremsanlage nach dem Auswechseln einer Bremsrohrleitung oder
eines Bremsschlauches entlüften.
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12
003 Zustand der vorderen Bremsscheiben und Bremsklötze
prüfen |
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- Radkappen abnehmen, Hinterräder
mit einem geeigneten Klotz blockieren, Radmuttern lösen und
Fahrzeug vorne anheben.
- Vorderräder abbauen.
- Belagstärke der Bremsklötze
messen. Beträgt die Belagstärke weniger als 3 mm, so sind die
Bremsklötze zu erneuern.
- Bremsscheiben auf Verschleiß
und Beschädigung kontrollieren.
Sind die Bremsscheiben unter die kleinstzulässige
Scheibendicke, siehe Technische
Daten, abgenützt oder verursachen sie Störungen an der
Bremsanlage, müssen paarweise neue Bremsscheiben eingebaut
werden.
Beachte: Bremsscheiben dürfen nur paarweise
(linke und rechte) ausgewechselt werden.
- Vorderräder anbauen.
- Fahrzeug ablassen, Radmuttern
festziehen, Radkappen aufsetzen und Klötze zum Sichern der
Hinterräder entfernen.
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Abb. 5
Scheibenbremse kompl.
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12
004 Hinterrad-Bremsbacken auf Verschleiß prüfen |
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- Radkappen abnehmen, Vorderräder
mit einem geeigneten Klotz blockieren, Radmuttern lösen und
Fahrzeug hinten anheben.
- Hinterräder und Bremstrommeln
abbauen.
- Zustand der Bremsbeläge
prüfen.
Die kleinstzulässige Belagstärke beträgt bei aufgeklebten
Belägen 1,52 mm. Angenietete Bremsbeläge dürfen nicht so weit
abgenützt sein, dass die Nieten die Bremstrommel berühren.
- Bremsabrieb von den
Bremsbelägen und Trommeln ausblasen.
Keinesfalls den Bremsabrieb einatmen! Eingeatmeter
Asbeststaub ist gesundheitsschädigend. Bei Verwendung von
Pressluft zur Entfernung des Bremsabriebes ist höchste Vorsicht
geboten. Er darf nur in einem gut belüfteten Raum unter
Anwendung einer Schutzbrille und Atemschutzmaske mittels
Pressluft entfernt werden, sonst den Bremsabrieb mit einem
Pinsel oder Lappen entfernen.
- Den automatischen
Nachstellmechanismus beider Hinterradbremsen auf Zustand und
richtige Funktion prüfen. Unbedingt auf richtige Einstellung
der Handbremsseilzüge achten.
Funktioniert der automatische Nachstellmechanismus nicht
einwandfrei, ist der Fehler zu ergründen und zu beseitigen. Die
Bremsnachstellmuttern an den Radbremszylindern dürfen nicht
von Hand nachgestellt werden, um etwa mangelhafter Funktion der
Nachstellautomatik entgegenzuwirken.
- Bremstrommeln und Hinterräder
anbauen.
- Fahrzeug ablassen, Radmuttern
festziehen, Radkappen aufsetzen und Klötze zum Sichern der
Vorderräder entfernen.
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Abb. 6 Aufbau der
Hinterradbremsen
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12
005 Handbrems-Seilzüge und -gestänge schmieren |
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- Darauf achten, dass der vordere
und hintere Seilzug besonders im Bereich der Umlenkrollen, stets
gut geschmiert ist.
- Alle Gabelbolzen gut schmieren.
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Abb. 7
Schmierstellen - Handbrems-
Mechanismus
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12
006 Handbremse einstellen |
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- Fahrzeug hinten anheben, unter
den Ansatzpunkten für den Bordwagenheber aufbocken und sichern.
Handbremse lösen. Bevor mit der Einstellung begonnen wird, ist
darauf zu achten, dass der vordere Handbrems-Seilzug durch die
Seilführungen richtig verlegt ist. Alle Seilführungen müssen
gut eingefettet sein.
- Vorderen Seilzug einstellen,
Abb.9.
Kontermutter des vorderen Seilzuges am Zwischenhebel an der
Hinterachse lösen und Seilzug durch die Einstellmutter
einstellen, bis der Seilzug kein Spiel hat und der Zwischenhebel
etwas vom Anschlag an der Hinterachse abhebt.
- Querseilzug einstellen, Abb.10.
Kontermutter des Querseilzuges am rechten Bremsträger lösen
und Querseilzug so einstellen, dass die Betätigungshebel der
Radbremszylinder am Anschlag anliegen und gleichzeitig der
Seilzug leicht gespannt ist. Anschließend beide Kontermuttern
festziehen.
- Unterstellböcke entfernen und
Fahrzeug ablassen.
Nach vorschriftsmäßiger Einstellung der Handbremse ist eine
Neueinstellung nur dann erforderlich, wenn Teile ausgetauscht
werden, oder aufgrund verschlissener Bestandteile zu viel Spiel
im Gestänge besteht.
Einer einwandfreien Funktion der Nachstellautomatik wird die
vorschriftsmäßige Einstellung der Handbrems-Seilzüge
vorausgesetzt.
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Abb. 8
Befestigung des vorderen Seilzuges am
Handbremshebel
Abb. 9
Einstellung des vorderen Seilzuges
Abb.10
Einstellung des Querseilzuges
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SPEZIALWERKZEUGE
TECHNISCHE DATEN
Typ |
Vertikal
geteiltes Zweikreis-Bremssystem |
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Ausführung |
Scheibenbremsen
vorn, Trommelbremsen hinten |
|
Handbremse |
Selbstnachstellend,
nur auf die Hinterräder wirkend |
|
Vorderradbremsen |
OHV* |
OHC** |
2,3
V6 |
3,0
V6 |
Scheibendurchmesser |
-
innen |
-
außen |
|
139,7
mm
241,3 mm |
129,5
mm
244,5 mm |
129,5
mm
244,5 mm |
139,3
mm
247,5 mm |
Scheibendicke |
9,54
mm |
12,7
mm |
12,7
mm |
12,7
mm |
Scheibenschlag
(einschl. Radnabe) |
0,05
mm |
0,09
mm |
0,09
mm |
0,09
mm |
Zylinderdurchmesser
(im Bremssattel) |
48,1
mm |
54,0
mm |
54,0
mm |
54,0
mm |
Bestrichene
Bremsfläche (für zwei Räder) |
1175
cm2 |
1227
cm2 |
1227
cm2 |
1254
cm2 |
Kleinstzulässige
Scheibendicke |
- |
11,4
mm |
11,4
mm |
11,4
mm |
|
Hinterradbremsen |
OHV* |
OHC** |
2,3
V6 |
3,0
V6 |
Trommeldurchmesser |
202,95
....
203,20 mm |
228,35
....
228,60 mm |
228,35
....
228,60 mm |
228,35
....
228,60 mm |
Trommelbreite |
36,8
mm |
43,18
mm |
43,18
mm |
55,90
mm |
Radzylinder-Durchmesser |
19,05
mm |
17,78
mm |
17,78
mm |
17,78
mm |
Bestrichene
Bremsfläche (für 2 Räder) |
469
cm2 |
620
cm2 |
620
cm2 |
803
cm2 |
|
Bremsbetätigung |
OHV* |
OHC** |
2,3
V6 |
3,0
V6 |
Ø
Hauptzylinder ohne Bremskraftverstärker |
17,46
mm2++
17,78 mm2++ |
- |
- |
- |
Ø
Hauptzylinder mit Bremskraftverstärker |
20,64
mm |
20,64
mm |
20,64
mm |
20,64
mm |
Verstärkungsfaktor
des Bremskraftver-
stärkers (wo vorhanden) |
4,3
: 1 |
4,3
: 1 |
4,3
: 1 |
4,3
: 1 |
|
Scheibenbremsklötze |
OHV* |
OHC** |
2,3
V6 |
3,0
V6 |
Belagtyp
- Ford England |
Ferodo
2434F/ID334 |
Ferodo
2441F/ID341 |
- |
Ferodo
2441F/ID341 |
Belagtyp
- Ford Deutschland |
Ferodo
2434F/ID334 |
Textar/Mintex
V1431 |
Ferodo
2441F/ID341 |
Ferodo
2441F/ID341 |
|
Anzugsdrehmomente |
Nm |
(kpm) |
Bremssattel
an Federbein |
47,0
...... 68,0 |
(4,8
...... 6,9) |
Bremsscheibe
an Radnabe |
40,7
...... 46,1 |
(4,2
...... 4,7) |
Bremsträger
an "J"-Hinterachse |
20,6
...... 24,5 |
(2,1
...... 2,5) |
Bremsträger
an "D"-Hinterachse |
26,5
...... 31,4 |
(27
...... 3,2) |
Bremsleitungsanschlüsse |
6,8
...... 9,5 |
(0,7
...... 1,0) |
Entlüftungsschrauben |
Wie
zum Abdichten erforderlich festziehen
[max. 10,2 Nm (1,0 kpm)] |
|
Spezifikation
Bremsflüssigkeit |
ESEA-M6C1001-A |
**
außer 1,3 Ltr. mit Doppelvergaser
** und 1,3 Ltr. OHV mit Doppelvergaser
++ Ford Deutschland
++ Ford England
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