• Wie das Leben so spielt:


    Ich heiße Hans. Lassen Sie mich erklären, wie ich die Situation bei uns
    zu Hause geregelt habe. Nachdem ich letztes Jahr meinen Job bei Siemens
    aufgeben durfte und mit einer stattlichen Summe in Frührente geschickt
    wurde, musste meine Frau auch noch mal ran. Zusätzlich zu ihrem 400 Euro
    Job als Putze bei der Pension gegenüber, arbeitet sie jetzt noch
    ganztags bei Penny an der Kasse und im Lager. Das hat den Vorteil,dass
    wir uns die Zusatzversicherungen für mich auf jeden Fall leisten können.

    Dinge wie Chefarzt, Einzelzimmer, Zahnersatz und so weiter... Allerdings
    musste ich nach ein paar Wochen Frührente feststellen, dass das Alter
    meiner Frau nicht sehr gnädig ist. Ich komme so gegen sechs Uhr abends
    vom Tennisclub oder seit kurzem auch mal vom Golfplatz heim. Um diese
    Zeit ist sie dann auch gerade Zuhause. Obwohl sie weiß wie hungrig ich
    bin, sagt sie mir dann, sie müsse sich erst mal eine halbe Stunde
    ausruhen. Der Weg vom Bahnhof zu und dauert zu Fuß so um die 30 Minuten,
    wenn man zügig geht etwa 25 Minuten. Das sollte doch zur Erholung
    genügen. Egal. Ich rege mich ja gar nicht auf. Ich lege mich also
    inzwischen auf die Couch und sage ihr sie soll mich wecken, wenn das
    Abendessen auf dem Tisch steht. Da ich entweder im Golf- oder im
    Tennisclub zu Mittag esse, können wir es uns nicht leisten auch noch am
    Abend zum Essen zu gehen. Außerdem geht nichts über deftige
    Hausmannskost in den eigenen vier Wänden, oder? Früher war es nun so,
    dass sie das Geschirr gleich nach dem Essen in die Küche brachte und
    alles aufräumte. Heutzutage dauert das Ganze ein bisschen länger.Ich
    erinnere sie immer wieder höflich dran, dass die Teller nicht von
    alleine in die Küche und den Geschirrspüler wandern und manchmal wirkt
    das sogar und sie schafft alles weg bevor sie ins Bett geht. Ein
    weiteres Symptom dass sie älter wird ist das ewige Genörgel. Auf einmal
    jammert sie rum, dass sie es nicht mehr schafft sich auch noch um die
    Zahlungen und die Haushaltskasse zu kümmern. Dabei hat sie jeden Tag 25
    Minuten Mittagspause! Aber Jungs, ich sage nur: In guten wie in
    schlechten Zeiten! Also lächle ich und spreche ihr Mut zu. Sie muss ja
    nicht alles an einem Tag machen. Dann dauert es halt mal 2 oder 3 Tage,
    bis die Finanzen wieder in Ordnung sind. Dann passieren auch keine
    Fehler. Ich habe sie auch daran erinnert, dass man ruhig mal ein
    Mittagessen ausfallen lassen kann, das würde ihr auch nicht schaden. Ich
    glaube kaum, dass man ihre beginnende Fettleibigkeit taktvoller hätte
    ansprechen können. Aber selbst bei den einfachsten Arbeiten lässt sie
    inzwischen nach. Zum Beispiel, wenn sie unser Haus putzt. Früher als die
    Kinder noch da waren und mithalfen, hat sie das an einem
    Samstagvormittag locker geschafft, jetzt dauert es oft bis zur
    Sportschau. An den Wochenenden bin ich meistens zu Hause und wenn ich
    dann von der Couch aus sehe, wie sie sich abquält sage ich ihr schon
    mal, dass sie ein Päuschen vertragen könnte und sich einen Kaffee machen
    soll und mir auch gleich einen bringen kann. Ich weiß, dass viele meiner
    Freunde beim Tennis und Golf mich für einen Heiligen halten, weil ich
    meine Frau so unterstütze. Ich sage nicht, dass es leicht ist! Manche
    Männer können so etwas überhaupt nicht und sind richtige Machos. Und
    keiner weiß besser als ich, wie frustrierend Frauen im Alter werden
    können. Ich kann meinen Leidensgenossen nur zurufen: etwas mehr Takt und
    weniger Kritik gegenüber ihren Frauen auszuüben. Ich habe diesen Brief
    geschrieben, weil ich glaube, dass wir auf dieser Welt sind um uns
    gegenseitig zu helfen und ich hoffe damit einigen anderen die Augen
    geöffnet zu haben. Euer Hans

    *Anm. d. Red: Hans starb plötzlich und unerwartet. Laut dem
    Polizeibericht war die Todesursache ein Golfschläger, der bis zum Griff
    in seinem After steckte. Seine Frau wurde von der weiblichen Jury vom
    Mordverdacht frei gesprochen. Ihre Anwältin hatte argumentiert, dass
    Hans sich versehentlich auf den Golfschläger gesetzt haben muss.

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